Zusammenfasung

Das Problem hinter dem traditionellen Handel
Der traditionelle Handel basiert auf einer einzigen Transaktion: produzieren, verkaufen und weitermachen. Doch wenn Produkte zurückgesendet, überproduziert oder unverkauft in Lagern liegen, verlieren Marken die Kontrolle – und Milliarden an Wert.
Allein in der DACH-Region gehen jedes Jahr 3 Milliarden Euro an Wert verloren, weil bis zu 30 % der Rücksendungen und B-Waren niemals weiterverkauft werden.
Diese Produkte sind oft voll funktionsfähig, häufig sogar neu oder neuwertig, finden aber einfach kein zweites Leben.

Währenddessen verdienen andere am Recommerce
Während Marken diese Produkte entsorgen oder einlagern, machen andere daraus ein profitables Geschäft.
Der europäische Recommerce-Markt, getragen von Plattformen wie Back Market, Vinted oder Refurbed, wird bis 2030 voraussichtlich fast auf 69 Milliarden Euro anwachsen.
Doch die meisten Marken profitieren kaum davon, weil der Wiederverkauf anderswo stattfindet.
Was verpassen Marken eigentlich?
- Finanziell: entgangene Umsätze und höhere Lager- oder Entsorgungskosten
- Strategisch: keine Kontrolle über die Markenwahrnehmung im Second-Hand-Markt
- Nachhaltigkeit: verschwendete Ressourcen, die ESG-Zielen widersprechen
All das ebnet den Weg für Branded Resale, bei dem Unternehmen die Kontrolle über das zweite Leben ihrer Produkte zurückgewinnen und das, was früher Abfall war, in Profit, Loyalität und Glaubwürdigkeit verwandeln.
Was ist Branded Resale?
Branded Resale bedeutet, dass Unternehmen die Kontrolle über ihren eigenen Secondhand-Markt übernehmen, anstatt diesen Drittanbieter-Plattformen zu überlassen.
Es beschreibt, wenn eine Marke den Wiederverkauf ihrer gebrauchten, zurückgesendeten oder aufbereiteten Produkte unter ihrem eigenen Namen, auf ihren eigenen Kanälen und mit ihren eigenen Qualitätsstandards durchführt.
Anstatt gebrauchte Produkte auf Plattformen wie Vinted, Back Market oder eBay enden zu lassen, schaffen Marken einen offiziellen Weg, über den Kundinnen und Kunden ihre Artikel zurückverkaufen können – und neue Käufer geprüfte, aufbereitete oder reparierte Produkte erwerben können.
Diese Wiederverkaufsströme stammen in der Regel aus drei Hauptquellen:
- B-Ware: Überproduktion, Ausstellungsstücke oder leicht fehlerhafte Produkte, die weiterhin als „wie neu“ verkauft werden können.
- Rücksendungen: Produkte in perfektem oder nahezu neuwertigem Zustand, die sonst ungenutzt im Lager liegen würden.
- Buy-back oder Trade-in: Gebrauchte Produkte, die Kundinnen und Kunden am Ende ihres Lebenszyklus gegen eine Gutschrift oder Auszahlung zurückgeben.
Richtig umgesetzt, verbindet Branded Resale all diese Ströme in einem einzigen Ökosystem, in dem jedes Produkt ein zweites (oder drittes) Leben haben kann – und der Wert im Unternehmen bleibt.

Was sind die Vorteile von Branded Resale?
Wenn Marken ihren eigenen Wiederverkaufskanal aufbauen, erschließen sie gleich mehrere strategische Vorteile. Im Folgenden sind einige der wichtigsten aufgeführt – mit Daten, die sie belegen.
1. Neue Kundinnen und Kunden gewinnen
Wiederverkauf ist nicht nur eine Möglichkeit, gebrauchte Produkte zu monetarisieren, sondern auch eine Entdeckungsplattform.
Laut dem ThredUp Resale Report 2024 stammen 65 % der zusätzlichen Secondhand-Ausgaben von Käuferinnen und Käufern, die zuvor noch nie bei der Marke eingekauft hatten.
Auch BCG berichtet, dass 66 % der Secondhand-Kundinnen und -Kunden sagen, dass der Wiederverkauf ihnen ermöglichte, eine Marke erstmals kennenzulernen oder zu kaufen.
Das bedeutet: Neben bestehenden Kundinnen und Kunden eröffnet Branded Resale neue Zielgruppen, die zuvor keinen Kontakt zur Marke hatten.
2. Kundentreue und Bindung steigern
Buy-back- und Trade-in-Programme schaffen wiederkehrende Kontaktpunkte – und damit stärkere Beziehungen.
Jedes Mal, wenn Kundinnen und Kunden ein Produkt zurückgeben oder upgraden, kehren sie in das eigene Ökosystem der Marke zurück, anstatt auf beliebige Marktplätze auszuweichen.
Durch die Prüfung und Zertifizierung der Secondhand-Produkte behalten Marken außerdem die Qualitätskontrolle und stärken das Vertrauen – ein zentraler Faktor für langfristige Loyalität.
3. Kosten senken und Lieferketten effizienter machen
Ein oft übersehener Vorteil: Wenn Marken den Wiederverkaufsfluss steuern, können sie Ersatzteile zurückgewinnen, Komponenten aufarbeiten oder Materialien für Reparaturen oder die Neuproduktion gewinnen.
Das verringert die Abhängigkeit von frischen Rohstoffen oder externen Zulieferern und senkt langfristig die Beschaffungs- und Produktionskosten.
Zudem wird der Umgang mit Rücksendungen oder B-Ware zu einer internen Funktion des „Asset Management“ statt zu einem Verlust- oder Abfallproblem.
4. Zusätzliche Ausgaben anstoßen und Upselling fördern
Wenn Wiederverkauf und Buy-back verbunden sind, verstärkt sich der Effekt auf die Ausgaben.
Erhalten Kundinnen und Kunden beim Eintausch ihres Produkts einen Gutschein und lösen ihn für einen Neukauf ein, führt die Einlösung in der Regel zu 2–6× höheren Ausgaben im Vergleich zu einer durchschnittlichen Transaktion.
Die Integration von Buy-back in die Wiederverkaufsreise sorgt nicht nur für die erneute Zirkulation von Produkten, sondern beschleunigt auch das Umsatzwachstum, weil Kundinnen und Kunden schneller zurückkehren und mit höherer Kaufabsicht kommen.
5. Markenwert und Nachhaltigkeitsglaubwürdigkeit stärken
Verbraucherinnen und Verbraucher identifizieren sich eher mit Marken, die Verantwortung für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte übernehmen.
Laut accenture bevorzugen 76 % der weltweiten Verbraucherinnen und Verbraucher den Einkauf bei Händlern, die Materialien oder Dienstleistungen wiederverwenden.
Und 62 % geben an, dass sie mehr bei einer Marke kaufen würden, die offiziell mit einer Secondhand- oder Kreislaufinitiative zusammenarbeitet.
Diese Zahlen zeigen, dass zirkuläre Praktiken keine „netten Extras“ mehr sind, sondern die Wahrnehmung und Loyalität tatsächlich steigern.

6. Einen wachsenden Markt erschließen
Die Zirkulationsökonomie gewinnt an Schwung. So ist der Wiederverkauf in manchen Märkten seit 2018 um 650 % gewachsen. Wer früh einsteigt, sichert sich einen Anteil an diesem Wachstum, statt später nur zu reagieren.
Wer macht Branded Resale bereits?
Immer mehr Marken erkennen, dass Wiederverkauf kein Nebenprojekt ist, sondern eine Möglichkeit, das Geschäftsmodell zu erweitern, neue Zielgruppen zu erreichen und in einem sich wandelnden Markt relevant zu bleiben.
Hier sind drei Unternehmen, die zeigen, dass Branded Resale in sehr unterschiedlichen Branchen funktioniert.
IKEA: Möbeln ein zweites Leben geben
IKEA hat Kreislauffähigkeit für Millionen von Kundinnen und Kunden greifbar gemacht, unter anderem mit den Programmen „As-Is“ und „Buy Back & Resell“.
Kundinnen und Kunden können gebrauchte Möbel in ihrem lokalen Markt abgeben, wo sie repariert, gereinigt und zu einem reduzierten Preis weiterverkauft werden. Das Konzept hält Produkte im Umlauf, reduziert Abfall und hilft IKEA, dem Ziel näherzukommen, bis 2030 vollständig zirkulär zu werden.
Ein perfektes Beispiel dafür, wie sich Branded Resale nahtlos in ein bestehendes Einkaufserlebnis einfügt: praxisnah, zugänglich und profitabel.
Mehr dazu: Wie IKEA mit gebrauchten Möbeln ein skalierbares Geschäftsmodell schafft
Patagonia: Repair zur Bewegung machen
Patagonias Worn Wear Programm ist eine der bekanntesten Wiederverkaufsinitiativen weltweit.
Die Outdoor-Marke lädt Kundinnen und Kunden ein, ihre gebrauchten Jacken, Hosen und Ausrüstung gegen Store-Guthaben einzutauschen. Jedes Produkt wird aufbereitet und online unter dem Label Worn Wear weiterverkauft, was die Lebensdauer von tausenden Kleidungsstücken pro Jahr verlängert.
Über die Umweltwirkung hinaus hat Patagonia eine Gemeinschaft rund um Wiederverwendung aufgebaut und zeigt, dass Branded Resale das Vertrauen der Kundschaft vertiefen und Markenwerte stärken kann.
Mehr dazu: Patagonia Worn Wear: Was Modemarken vom zirkulären Vorreiter lernen können
Tchibo: Circularity in großem Maßstab
Gemeinsam mit koorvi hat Tchibo sein erstes digitales Trade-in- und Wiederverkaufsprogramm für Kaffeevollautomaten gestartet und damit alles von Buy-back über Aufbereitung bis zum Wiederverkauf abgedeckt.
Über unsere Software kann Tchibo heute jeden Schritt digital steuern. Kundinnen und Kunden starten den Trade-in online, die Logistik ist automatisiert, und aufbereitete Geräte werden direkt an neue Käuferinnen und Käufer verkauft.
Das Programm zeigt, dass Branded Resale nicht auf Mode oder Möbel beschränkt ist. Es ist ebenso wirksam für Haushalts- und Elektrogeräte, bei denen Qualität und Vertrauen besonders wichtig sind.
Mehr dazu: Wie Tchibo seinen Kaffeemaschinen ein zweites Leben schenkt

Lohnt sich Branded Resale?
Die kurze Antwort: absolut.
Branded Resale ist längst nicht mehr nur eine Nachhaltigkeitsinitiative, sondern eine Geschäftsstrategie, die Profitabilität, Loyalität und langfristige Wettbewerbsfähigkeit steigert.
Indem Marken das zweite Leben ihrer Produkte besitzen, erschließen sie neue Umsatzströme, stärken Kundenbeziehungen und reduzieren sowohl Abfall als auch Beschaffungs- und sourcingbezogene Kosten. Es ist ein Modell, das Wert wirtschaftlich und ökologisch im Umlauf hält.
Dank digitaler Lösungen wie koorvi war es noch nie einfacher, ein Wiederverkaufs- oder Trade-in-Programm zu betreiben. Von der Produktaufnahme über Aufbereitung und Preisgestaltung bis zum Wiederverkauf lässt sich alles in einem System steuern.
Am Ende hilft Branded Resale Unternehmen dabei, das zu erreichen, was zukunftsorientierte Marken anstreben. Umsatzwachstum, stärkere Bindung und Schutz des Planeten.
👉 Erfahre, wie du mit koorvi dein eigenes Branded-Resale-Programm startest.
Häufig gestellte Fragen
Was bedeutet Branded Resale für ein Unternehmen?
Branded Resale bedeutet, dass ein Unternehmen die Verantwortung für seinen eigenen Secondhand-Markt übernimmt, statt sich auf Drittplattformen zu verlassen. Marken können ihre Produkte zurücknehmen, aufbereiten und unter ihrem eigenen Namen weiterverkaufen, wobei sie die Kontrolle über Qualität, Preisgestaltung und Kundenerlebnis behalten.
Worin unterscheidet sich Branded Resale vom Verkauf über Drittplattformen wie Vinted oder Back Market?
Im Gegensatz zu Drittmarktplätzen bleibt der Prozess bei Branded Resale im eigenen Haus.
- Du behältst Kundenbeziehungen und -daten
- Du definierst Preisgestaltung und Qualitätsstandards
- Du sorgst für eine konsistente Markenpräsentation und Vertrauen
Welche Produkte eignen sich am besten für ein Branded-Resale-Programm?
Am geeignetsten sind langlebige, reparierbare Produkte mit hohem Markenwert. Typische Quellen sind:
- B-Ware: Überproduktion oder Ausstellungsstücke
- Rücksendungen: ungenutzte oder nahezu neuwertige Artikel
- Trade-ins: Produkte, die Kundinnen und Kunden gegen Gutschrift zurückgeben
Haushaltsgeräte, Elektronik, Kinderprodukte, Textilien und Möbel schneiden oft am besten ab.
Ist Branded Resale für Marken profitabel?
Ja. Wiederverkauf kann sowohl Umsatz als auch Loyalität steigern:
- Bis zu 65 % der Wiederverkaufs-Käuferinnen und -Käufer sind Neukunden
- Trade-in-Gutscheine führen zu 2–6× höheren Ausgaben
- Aufbereitete Teile helfen, Beschaffungskosten zu senken
Es ist ein Modell, das Abfall in Wachstum verwandelt.
Wie kann eine Marke ein eigenes Resale- oder Trade-in-Programm starten?
Identifiziere deine Produktströme, definiere Aufbereitungsstandards und richte einen Wiederverkaufskanal ein, idealerweise in deinen E-Commerce integriert.
Plattformen wie koorvi übernehmen alles von der Produktaufnahme und Preisfindung bis zu Logistik und Wiederverkauf und machen Branded Resale einfach skalierbar.
Wie unterstützt Branded Resale Nachhaltigkeit und die Einhaltung von Vorschriften?
Wiederverkauf verlängert Produktlebenszyklen und hilft Marken, ESPR- und EPR-Anforderungen zu erfüllen. Er senkt CO₂-Emissionen, reduziert Abfall und macht zirkuläre Wirkung messbar, sodass sich Nachhaltigkeitsziele mit Geschäftsergebnissen verbinden lassen.