In der zweiten Ausgabe von The Reuse Playbook haben wir mit Thomas Wagner, Sustainability Manager DACH bei Canon EMEA, gesprochen. Gemeinsam sind wir tief in eines der professionellsten Remanufacturing-Programme Europas eingetaucht: Vom Pioniergeist der Canon-Fabrik in Gießen bis zur Rolle von Remanufacturing und Refurbishment im B2B-Druckerbereich. Wir haben gelernt: Qualität, Skalierung und interne Verankerung sind die Schlüssel, um Vertrauen zu schaffen und aus Reuse ein echtes Business-Modell zu machen.

Besonders beeindruckt hat uns, wie Canon es geschafft hat, ein industrielles Remanufacturing auf höchstem Niveau zu etablieren – mit zertifizierten Standards, starkem Commitment und klarem wirtschaftlichen Mehrwert. Ein Paradebeispiel für Reuse als Teil der Unternehmensstrategie und nicht nur als Feigenblatt.

Unsere Learnings und Key Takeaways

🏭 Qualität ist der Gamechanger

Canon setzt im Remanufacturing auf industrielle Prozesse, die höchste Ansprüche erfüllen. Die Gießener Fabrik ist BSI-zertifiziert, arbeitet mit 90 % wiederverwendeten Teilen und liefert Geräte mit bis zu 60% weniger CO2-Emissionen. Ohne kompromisslose Qualität gibt es kein Vertrauen in Reuse.

♻️ Standardisierung und Skalierung entscheiden

Canon trennt klar zwischen standardisiertem Remanufacturing (für wenige Modelle, zentral in Gießen) und flexiblem Refurbishment (dezentral mit zertifizierten Partnern). Das ermöglicht Skalierung ohne Qualitätseinbußen.

📊 Daten schaffen Vertrauen intern und extern

Über 50.000 Remanufactured-Geräte in Europa, klare KPIs für Materialeinsparung und CO2-Reduktion – Canon überzeugt Kunden und Vertrieb mit Fakten, nicht mit Buzzwords.

🌱 Geschäftsmodell und Kreislauf gehören zusammen

Leasing, Services und Rücknahmeprogramme sichern den Rückfluss gebrauchter Geräte. Ohne die Kontrolle über den Rücklauf kein nachhaltiges Remanufacturing.

🌍 Regulatorik als Chance (und Herausforderung)

In Ländern wie Spanien und Frankreich ist Reuse in der öffentlichen Beschaffung Pflicht. Deutschland hinkt hinterher – doch der Wandel kommt. Canon positioniert sich jetzt schon.

🔩 Design for Remanufacturing ist Pflicht

Nur wenn Produkte modular aufgebaut und IT-sicherheitsseitig updatefähig sind, kann Remanufacturing langfristig funktionieren. Canon arbeitet dafür eng mit der Produktentwicklung zusammen.

🧠 Reuse braucht breite Verankerung

Von der Unternehmensführung über Sales bis zur Produktion – Canon zeigt: Reuse ist ein Team-Sport. Sales-Ziele für Reuse-Produkte und enge Verzahnung mit Canon Inc. machen es möglich.

🏆 Vertrauen zahlt sich aus

Nicht zuletzt: Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis, den Canon 2025 erhielt, würdigt genau dieses Engagement – Remanufacturing als Differenzierungsmerkmal und Wertetreiber.

5 persönliche Fragen an Thomas Wagner

Wir wollten auch diesmal wissen: Wer steckt hinter all den Strategien, Prozessen und Impact-Zahlen? Fünf schnelle Fragen, fünf ehrliche Antworten.

1️⃣ Abgesehen von Canon – welches Unternehmen hat’s für dich wirklich verstanden?

Patagonia.

Ein Corporate, das sich immer wieder selbst hinterfragt, von Kinderbetreuung bis Materialinnovation – und echten Impact vor Profit stellt.

2️⃣ Welches Nachhaltigkeits-Buzzword findest du überbewertet?

Net Zero.

Ein Begriff, der einerseits viel bewegt, andererseits oft Misstrauen sät. Wichtig ist, was dahinter steckt – nicht das Label.

3️⃣ Was wird in eurer Branche in fünf Jahren nicht mehr funktionieren?

Nur neue Produkte in der öffentlichen Beschaffung.

Reuse wird (muss!) Standard, besonders bei öffentlichen Ausschreibungen. Europaweite Regelungen sind absehbar.

4️⃣ Ohne welches Tool oder welche App kommst du nicht klar?

OneNote.

„Wenn ich das nicht hätte, würde ich keinen Bürojob machen.“

5️⃣ Was bringt dich auf neue Ideen?

Draußen sein: Spazieren, Wandern, Graveltouren.

Und Podcasts – aber eher für Politik als für neue Business-Ideen.

🎧 Lust auf mehr? Dann schau dir hier die ganze Folge von The Reuse Playbook an: Zur Folge